Aversive Hilfsmittel: Erziehungshalsbänder wie Würge- oder Stachelhalsband, „Halbwürger“, Illusion-Collar und Co.
Stellt man TV-Training auf den Prüfstand, kommt man nicht umher, auch die verwendeten Hilfsmittel zu hinterfragen. Vor allem der Einsatz von Erziehungshalsbändern ist da weit verbreitet. Während die einen auf Würgehalsbänder schwören, sind andere davon überzeugt, dass hier gar ein Stachelhalsband oder noch „effizientere“ Anfertigungen (Bsp. Illusion-Collar) her müssen.
Um es gleich deutlich an den Anfang zu stellen: Alle diese Halsbänder fügen dem Hund Schmerzen zu! Nicht nur manchmal, oder nur bei falscher Anwendung – nein, bei jeder Anwendung!! Würgeketten sind nun mal dazu gedacht, den Hund durch ein Würgen zu bestrafen. Stachelhalsbänder funktionieren nach demselben Prinzip, nur benötigen sie weniger Krafteinsatz und der Schmerzreiz ist durch die Stacheln am gesamten Hals/Nacken zu spüren. Obwohl wir nun wissen, dass Hunden beim Einsatz dieser Halsbänder willentlich Schmerz zugefügt wird, so existieren immer noch viele Mythen, die scheinbar den Einsatz dieser Halsbänder rechtfertigen.
Es ist wohl an der Zeit, mit einigen davon aufzuräumen:
Mythos 1. Der Hund spürt das gar nicht so intensiv, weil er am Hals mehr Muskeln hat als wir Menschen
Fakt ist, dass der Hals des Hundes dem der Menschen sehr ähnlich ist. Ein Würgen am Hals ist also für den Hund genauso schmerzhaft wie es für jeden von uns wäre.
Mythos 2. Das ist die einfachste/schnellste Möglichkeit, um dem Hund beizubringen, nicht an der Leine zu ziehen
Falsch! Der Hund lernt in diesem Fall nur, Schmerz zu vermeiden. Was er jedoch nicht lernt ist, wie man an lockerer Leine spazieren geht. Der Hundehalter wendet also viel Energie dafür auf, den Hund für unerwünschtes Verhalten (mittels gezieltem Würgereiz) zu korrigieren, ohne ihm aber eine Alternative beizubringen. Das ist, als würden wir ein Kind anschreien, jedes Mal wenn es mit den Fingern im Essen rührt, ihm aber nie zeigen, wie man einen Löffel benutzt. Training Mittels positiver Bestärkung ist also nicht nur angenehmer für den Hund, es ist auch viel nachhaltiger, denn es hilft dem Hund zu lernen, welches Verhalten wir gerne von ihm hätten.
Mythos 3. Das ist bei dieser Rasse/Größe/Kraft oder bei diesem Verhalten (z.B. Aggression) die einzige Möglichkeit, den Hund unter Kontrolle zu halten
Diese Annahme ist schlichtweg veraltet. Sie stammt aus einer Zeit, in der kaum andere Trainingsmöglichkeiten bekannt waren. In der Zwischenzeit gibt es allerdings so viele positive und gleichermaßen wirksame Methoden, um mit reaktiven Hunden zu arbeiten, dass der Einsatz von Würgehalsbändern nun wirklich nicht mehr notwendig ist. Abgesehen davon behandeln sie maximal Symptome, nicht aber die Ursache des Problems.
Auch Rasse/Größe/Kraft ist keine Rechtfertigung für Erziehungshalsbänder, denn jeder Hund kann lernen, an lockerer Leine zu gehen.
Mythos 4. Diese Halsbänder sind kein Problem, wenn man weiß, wie man sie richtig einsetzt
Es gibt vermutlich mehrere Versionen davon, wie ein Würgehalsband richtig einzusetzen ist. Hier eine sehr verbreitete: Wann immer der Hund nicht in der gewünschten Position ist, gibt ihm der Hundeführer umgehend einen Leinenruck (ein scharfes Zuziehen des Halsbandes, gefolgt von einem unmittelbaren Lockern). Selbst wenn man das Halsband also „richtig“ einsetzt, so zieht sich das Halsband um den Hals/Nacken des Hundes zusammen, schnürt die Luftröhre ab und presst die Halsschlagader zusammen. Nicht umsonst wird es Würgehalsband genannt. Wollen wir das unserem treuen Begleiter wirklich antun?
Wir wissen, dass die meisten Hundebesitzer ihre Hunde sehr lieben und ihnen keine unnötigen Schmerzen zufügen wollen. Oft wird einem in der Hundeschule dann aber gesagt, dass es der Hund nur so lernen kann und vielfach wird der Schmerz, der dabei entsteht, auch verharmlost. Viele Hundebesitzer wissen es einfach nicht besser und vertrauen auf ihren Trainer. Genau deshalb verfassen wir diese Artikel: Um aufzuklären und um auf diesem Wege vielen Hunden unangenehme oder sogar schmerzhafte Erfahrungen ersparen zu können. Denn wie bereits gesagt: Diese Hilfsmittel sind lange nicht mehr notwendig. Gut ausgebildete Trainer wissen, wie man auch ohne sie zum gewünschten Verhalten kommt.
Zum Abschluss noch ein Gedanke:
Ihr wisst nun, dass es für die Erziehung eures Hundes zwei Varianten gibt: Die eine fügt ihm Schmerzen zu und bringt ihn in eine Lage, in der er tut was ihr wollt, um Schmerzen zu vermeiden. Die andere Variante belohnt ihn für richtiges Verhalten und er kann mit Freude und Motivation lernen, was ihr von ihm erwartet.
Welche Variante würdet ihr euch für euren Liebling wünschen?
- Sabrina
Quellen:
https://www.sfspca.org/prong/myths
http://blog.smartanimaltraining.com/…/choke-collars-prong-c…
https://positively.com/…/training-…/choke-and-prong-collars/