Treten und Schlagen in der Hundeerziehung – „die g´sunde Watsch´n?!“
Zu oft wurde uns in diversen Hundetrainingsfilmen vermittelt: „Ein kleiner Kick in die Weichteile (oder auch in die Schenkel) und schon ist der Hund resozialisiert.“ Egal welches Verhalten der Hund gerade gezeigt hat, der eine Kick reicht aus, um jegliches Fehlverhalten zu berichtigen. Praktisch, nicht wahr?
Nun, der Tritt selbst wird natürlich nicht als Tritt bezeichnet, sondern wird als „gezielte Berührung“ umschrieben. Denn die Worte „Tritt“ oder „Schlag“ würden eher mit aggressiven Verhaltensweisen assoziiert werden als „Berührung“, und dieses agonistische Verhalten würde die Richtung von Gewalt in der Hundeerziehung einschlagen. Nun, ehrlich gesagt würden einige meiner Hunde bei solch einer „Berührung“ wahrscheinlich einen Meter durch die Luft fliegen (zugegebenermaßen spreche ich hier von den Chihuahuas meines Rudels).
Natürlich sieht folgende Situation im Fernsehen gut aus: ein Hund tobt wie wild und fixiert einen anderen Hund, die Besitzer wissen sich nicht mehr zu helfen. Durch die bloße Anwesenheit des TV-Trainers in Verbindung mit einem Kick wendet sich sofort alles zum Besten.
Den Besitzern wird auch noch gezeigt, wie sie ihren Hund richtig „berühren“ sollen, damit sie dasselbe Ergebnis wie der Trainer bekommen. Aber sind dadurch die Probleme wirklich gelöst? Auf keinen Fall, die möglichen Konsequenzen, die diese Bestrafung mit sich ziehen kann, sind enorm. Wird der Hund in seinem Verhalten immer mit Gewalt korrigiert, so kann es neben Fehlverknüpfungen (siehe Artikel über „Strafe“) auch zu Frustration, Angstverhalten, unerwünschtem Ausgleichsverhalten und Vertrauensverlust kommen. Hier kommt es ganz auf das Individuum an, auf welche Art die Konsequenzen gezeigt werden. Entweder richtet sich seine Frustration gegen weitere Familienmitglieder (meist gegen Kinder, oder auch andere Haustiere), viele Hunde zeigen aufgrund des psychischen Stresses, den diese einschüchternden Methoden ebenfalls mit sich bringen, sogar chronische Erkrankungen bis hin zu depressiven Verhaltensweisen oder auch erlernter Hilflosigkeit.
In unserer modernen Gesellschaft sollte weder in der Hundeerziehung noch in zwischenmenschlichen Beziehungen Gewalt angewandt werden, ganz egal, welches Ziel man erreichen will, oder welches unerwünschte Verhalten abtrainiert werden soll. Die Kosten dafür sind einfach zu hoch. Leute, die sich mit ihren Problemen an Hundetrainer wenden, vertrauen meist in die Professionalität, Erfahrung und Intuition dieser Person und darauf, dass sie dieser zur Lösung des Problems führt. Dabei sollte man immer stets auf sein eigenes Bauchgefühl vertrauen, wenn es darum geht, wie jemand den eigenen Hund behandelt. Eine Führungsperson ist jemand, den man schätzt, der einen aufbauen und motivieren kann, zu dem man Vertrauen hat und nicht jemand, der sich nicht unter Kontrolle hat und bei dem kleinsten Fehler bereits die Hand gegen einen erhebt. Gewalt ist, in jeglicher Hinsicht, ein Zeichen von Schwäche, Hilflosigkeit und Dummheit.
Auf die Frage: „Warum haben Sie sich einen Hund genommen?“, lauten die Antworten häufig: als Freund und Begleiter, wir möchten gemeinsam Sport machen, als Familienmitglied, usw. Die meisten Menschen sehen ihren Hund als Teil der Familie an, da stellt sich einem dann schon die Frage: Schlägt man andere Familienmitglieder auch?
Es gibt andere, langfristig wirkende Methoden, jegliches Fehlverhalten, sei es Ressourcenverteidigung, Leinenaggressionen usw., abzutrainieren. Durch ein über positive Bestärkung aufgebautes Training lernen Mensch und Hund effektiver und vor allem macht es wieder richtig Spaß mit seinem Hund zu arbeiten. Und Freude und Spaß sollte doch in einer „Familie“ an oberster Stelle stehen.
- Conny