Es scheint wirklich eine nie endende Diskussion zu sein: das Thema mit der Dominanz.
Immer wieder taucht es in Facebook-Threads auf und das Feuer wird neu entfacht. Leute werden beschimpft, sich übereinander lustig gemacht und herablassend über den anderen geredet.
Ich möchte hier gar nicht darüber schreiben, ob es Dominanz gibt oder nicht, da findet sich mittlerweile Gott sei Dank genug wissenschaftlich fundierte Literatur (wir haben uns in unserem Blog auch schon einmal kurz damit beschäftigt: TV-Training am Prüfstand - das Problem mit der Dominanz). Das Einzige, was ich dazu sagen möchte ist: wenn ich Lernverhalten verstanden habe, ist es gar nicht notwendig, mir über Themen wie Dominanz auch nur eine Sekunde lang Gedanken zu machen! Abgesehen davon, dass jedes Problem ein individuelles und jeder Hund anders ist! Es gibt im Hundetraining kein Kochrezept! Ein und dasselbe Verhalten kann unendliche Ursachen haben und muss auch dementsprechend individuell trainiert werden.
Doch darum geht es mir heute nicht. Heute geht es mir darum, wie wir Menschen in solchen Konfliktsituation miteinander umgehen. Erst vor ein paar Tagen habe ich ein sehr inspirierendes Interview von Gregor Sieböck gehört, der es wieder einmal deutlich auf den Punkt gebracht hat: „Ich habe nichts dagegen - Widerstand stärkt nur das Gegenüber!“
Das Problem, das ich bei diesen ganzen Facebook-Diskussionen sehe ist genau das: es ist eine Diskussion! Ein „Ich-hab-Recht-und-du-hast-Unrecht!“. Ein Versuch, dem Gegenüber meine Erkenntnis aufzuzwingen. Zu Erkenntnissen kann ich allerdings nur für mich selbst gelangen, die lassen sich niemandem überstülpen! Und je mehr Druck ich erzeuge, desto mehr Gegendruck werde ich von meinem Gegenüber bekommen.
Und selbst wenn wir die klarsten Fakten über ein Thema bringen können: wenn ich etwas nicht glauben will, dann hilft auch das nichts!
Ich will damit nicht sagen, dass wir nicht versuchen sollen, den Menschen zu erklären, dass das Thema Dominanz im Hundetraining sehr viel Gefahrenpotential birgt! Ganz im Gegenteil!
Mein Appell an euch? Geht achtsam miteinander um! Und ich weiß sehr wohl, wie schwierig es oft ist, nicht wütend zu werden. Aber ich kann meine Wut (immer öfter) sinnvoll kanalisieren und auf Augenhöhe erklären, was ich von einem bestimmten Thema halte. Unter der Voraussetzung, dass mein Gegenüber es hören will. Und es ist ein Weg, mit Höhen und Tiefen - aber, wie bei allem: was man übt, kann man besser! :)
Wie wärs also damit, zu versuchen, von Herzen zu inspirieren?
Leute zu inspirieren, z.B. die Geschichte mit der Dominanz selbst zu hinterfragen und herauszufinden, wie zielführend dieses Konzept in unserer heutigen Welt noch ist. Denn wenn ich selbst wirklich darüber nachdenke, wird es mir wahrscheinlich sehr schwer fallen, dieses Konzept noch sinnvoll zu rechtfertigen!
Wie der wunderbare Gerald Hüther in seinem Buch „Etwas mehr Hirn, bitte“ so schön schreibt:
„Es geht auch anders. Und viele sind auch schon ganz anders unterwegs. Wir müssen nicht länger so miteinander umgehen wie bisher. Wir könnten auch anfangen, einander zu begegnen. Statt uns gegenseitig zu Objekten unserer Bewertungen, Absichten und Maßnahmen zu machen, können wir einander auch einladen, ermutigen und inspirieren, unsere Lust am eigenen Denken wiederzuentdecken.“
In diesem Sinne: probiert es mal aus und lasst mich gerne an euren Erkenntnissen teilhaben!
- Nina